Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS) e.V. gegründet

Bundesinteressenvertretung
Schwuler Senioren (BISS) e.V.
c/o Aidshilfe NRW
Lindenstraße 20
50676 Köln
biss@schwuleundalter.de

Am Vortag des Deutschen Seniorentages, auf dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen wird, wurde ebenfalls in Frankfurt die Bundesinteressenvertretung schwuler Männer (BISS) e.V. gegründet. Dem Verband gehören sowohl Organisationen aus dem Bereich der schwulen Seniorenarbeit, der Bildungs- und AIDS-Arbeit als auch engagierte Persönlichkeiten der schwulen Emanzipationsbewegung an.
Ziel des Verbandes ist die Sensibilisierung von Politik, Verwaltung, Trägern und Einrichtungen in allen Bereichen der Seniorenarbeit für die Belange älterer Schwuler Männer. Gemeinsam mit dem „Dachverband Lesben und Alter“ wird es darum gehen, die Lebenslage gleichgeschlechtlich orientierter Senior_innen, in den Handlungsfeldern Wohnen, Pflege, bürgerschaftliches Engagement, Partizipation und Teilhabe zu verbessern und sich in die politische, wissenschaftliche, fachliche und verbandliche Diskussion einzubringen.
Innerhalb der schwulen und queer-Community geht es außerdem darum, die bestehenden Gruppen vor Ort miteinander nachhaltig zu vernetzen und den Erfahrungsaustausch zu fördern.
Zur Gründungsveranstaltung überbrachte Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek ein Grußwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Familie und Jugend.
Rudolf Herweck, Stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen(BAGSO) ging in seinem Grußwort auf die Frage ein „ob Staat und Gesellschaft heute schon den richtigen Blick auf die Bedürfnisse alternder und alter schwuler Männer haben.“ Er wünschte dem neuen Verband viel Erfolg: „Wie anderen Senioren geht es Ihnen um nichts anderes als Ihr eigenes Altern und Ihr Alter aktiv zu gestalten und auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mitzugestalten. Das ist nicht zu viel verlangt und eigentlich eine Selbstverständlichkeit.“
Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband – Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, wies auf die Geschichte von Unterdrückung, Diskriminierung und Verfolgung und die Bedrohung durch AIDS hin. Die schwulen Männer stehen erst am Anfang „mit der organisatorischen, rechtlichen und kulturellen Gestaltung“ des eigenen Lebensabends. Die interkulturelle Öffnung könne ohne die direkte Beteiligung schwuler Senioren nicht erreicht werden.
Prof. Dr. Martin Dannecker ging in seinem Vortrag auf Fragen des Alters und des Alterns bei schwulen Männern ein und machte deutlich: „Eines scheint mir jedoch sicher zu sein: Die gegenwärtigen älteren schwulen Männer gehören einer Generation an, die sich ein hohe Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Diskriminierung erarbeitet hat und die aktiv an der Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu ihren Gunsten teilgenommen hat. Deshalb ist unter ihnen das Gespür für Diskriminierungen im Alter auch besonders ausgeprägt.“
In einem zweiten Fachvortrag ging BISS-Vorstandsmitglied Markus Schupp auf seiner Forschungen im Bereich Altenpflege ein. Wie er aus seiner Fachkenntnis feststellt, beginnen schwule ältere und alte Männer in ihrem Umkreis auf sich aufmerksam zu machen. Mit BISS werden sie zukünftig auch bundesweit Aufmerksamkeit erlangen. Auf der anderen Seite machen sich einige herkömmliche Einrichtungen der Altenhilfe auf den Weg, sich für homosexuelle Menschen zu öffnen. Diese Entwicklung, so Markus Schupp, ist der Beginn einer Bewegung aufeinander zu, die BISS zukünftig aktiv mit gestalten wird.
Dem Vorstand gehören an: Klaus-Dieter Begemann (Hamburg), Georg Härpfer (Berlin), Sigmar Fischer (Bielefeld), Reinhard Klenke (Köln), Wolfgang Vorhagen (Akademie Waldschlösschen, Reinhausen bei Göttingen), Georg Roth (Köln), Markus Schupp (Köln).
Für den Vorstand erklärte Georg Roth: „Mit unserer neuen Bundesinteressenvertretung BISS wollen wir unseren Beitrag für eine weitere Modernisierung der Senior_innenarbeit leisten. Wenn von Vielfalt in der Senior_innenarbeit die Rede ist, gehört die sexuelle Vielfalt selbstverständlich dazu, offen und unversteckt. Die Generation Stonewall hat nicht vor, sich im vorgerückten Alter wegzuducken oder wieder zu verstecken. Dabei können wir uns auf die Erfahrung in der Emanzipationsbewegung und die Erfolge in der AIDS-Arbeit stützen. Auf unsere Bedürfnisse nach einem selbstbestimmten, diskriminierungsfreien Leben müssen die Verantwortlichen in allen Bereichen der Senior_innenarbeit angemessen reagieren.“
Der gesamte Gründungsprozess wurde organisatorisch stark von der Aidshilfe NRW und der Akademie Waldschlösschen unterstützt. Finanzielle Unterstützung für die Gründungsveranstaltung des Verbandes kam von abbvie, der Stiftung Homosexuelle Selbsthilfe, der Deutschen AIDS-Hilfe und dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Markus Schupp 0179 6909831
Georg Roth          0177 857996